Meine Reise zum Helgo-Projekt

Gespeichert von Aaron am Mo., 09.01.2023 - 07:56

Meine Reise von Deutschland in das Projekt war schon ein kleines Abenteuer.

Ich bin am 04 September 2022 um 21:30 mit dem Flugzeug von Frankfurt-Flughafen in Richtung Delhi gestartet. Der Abschied von meiner Familie und Freunden ist mir nicht leicht gefallen. Für mich war es wie ein Start ins Ungewisse. 

Mein Flug ist pünktlich in Delhi gelandet, ich habe mich registriert und ein paar Stunden später saß ich im Flugzeug nach Kolkata. Im Flieger habe ich 2 Inder Kennengelernt die auf Geschäftsreise waren. Ein Angestellter mit seinem Chef. Die beiden wussten einiges über Kolkata und haben mir einige gängige Sehenswürdigkeiten wie die Nationalbibliothek oder das Victoria Memorial empfohlen. 

Als wir im Anflug auf Kolkata waren, habe ich aus dem Fenster gesehen, dass dort gerade sehr schlechtes Wetter ist. Je tiefer wir gesunken sind, desto gewaltiger wurde der Wind, die Sicht trüber und der Regen stärker.

Der Pilot hat zur Landung angesetzt, ist dann aber im letzten Moment durchgestartet und weitergeflogen. Danach sind wir ein Paar Runden geflogen und haben es erneut versucht, wieder ohne Erfolg.

Irgendwann hieß es dann, dass der Sprit nicht mehr reicht und wir zu einem anderen Flughafen fliegen müssen. Nachdem wir ca 1h später in dem 500 km entfernten Bubaneshwar gelandet waren konnte ich durch die indischen Arbeitskollegen, die ich vorher kennengelernt hatte Asif Iqbal (ein Mitarbeiter von Helgo eV), der mich vom Flughafen abholen wollte, kontaktieren. Der hatte da schon ca. 3h am Flughafen auf mich gewartet.

Nachdem wir aufgetankt hatten sind wir zurück nach Kolkata geflogen und sicher gelandet.

 

Ich wurde von Asif und 3 Projekt-Jungen freundlich empfangen, obwohl sie insgesamt 5h auf mich gewartet hatten. Ich habe ein Blumenhalsband umgehängt bekommen und wir haben ein Foto gemacht.

 

Danach sind wir in ein größeres, jeep-artiges, 5-Sitziges Auto gestiegen. Das erste, was mich verwirrt hat, war, dass es keine Anschnallgurte auf der Rückbank gab. Das zweite, dass das Projektkind, welches gefahren ist, die Hupe allein im Parkhaus schon mehr als 15 mal benutzt hat. Die Straße, auf die wir ausgespuckt wurden, stand im krassen Kontrast zu dem geordneten und sauberen Flughafen. Für Europäer ist das schwer vorstellbar, wenn man einen geordneten Straßenverkehr gewohnt ist. Ich war schon geschockt vom Fahrverhalten der Menschen, wenn ich in südlichen Ländern wie Italien oder Spanien in den Urlaub gegangen bin. Aber das war nichts dagegen. Es wird konsequent gegen jede Verkehrsregel verstoßen, die Luft ist voll von Hupen in den unterschiedlichsten Höhen und Tiefen mit verschiedenen Melodien, aus einer dreispurigen Straße wird eine vier bis fünf Spurige. Jeder versucht, sich in eine freie Lücke zu quetschen, wie Wasser in einem Fluss. Eine geschlossene Masse, die sich dennoch fortbewegen kann. Menschen, die einfach auf dem Gehsteig schlafen ohne Matratze oder Ähnliches. Draußen überall Leuchtreklamen in flackernden Neonfarben. Im Auto haben die Jungs Musik angemacht, fröhlich gesungen und gelacht. Ich konnte in dem Moment irgendwie nicht glauben, dass das Normal sein kann. 

 

Mittlerweile bewundere ich den Straßenverkehr sogar ein bisschen. Trotz fehlender Verkehrsregel-Einhaltung gibt jeder auf den anderen acht. Jeder sucht sich seinen eigenen Weg durch das Getümmel. Was jede Fahrt, egal ob mit Toto, Auto oder Bus, interessant macht.

Nach eineinhalb Stunden Autofahrt stand ich auf einmal mit Asif und den Projektjungs in einer dunklen, engen Gasse. Dort wurde ich direkt von einer Bettlerin mit Namen angesprochen, die Geld von mir wollte. Wir haben fast direkt vor der Wohnung geparkt und sind in einem offenen Treppenhaus in den zweiten Stock zu einer Holztür gegangen, die normalerweise mit Schloss und Bolzen verriegelt wird. Das ist ziemlich gängig hier in Tikiapara. Diesmal war sie allerdings von innen verriegelt. Elias war schon seit drei Tagen da. Er war krank und hat geschlafen. Nachdem wir ca. 15-20 min mit aller Kraft gegen die Tür gehämmert und gerufen hatten, kam Elias irgendwann. Anscheinend gab es ein Missverständnis zwischen Asif und ihm, welche Tür er verriegeln sollte.

Nachdem Asif und die Jungs gegangen waren, konnte ich mich erstmal etwas entspannen. 

Ich war endlich angekommen.